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Die Sprache der Leber

Ausflug in die Stadt

Die Leber besitzt keine eigenen Schmerzrezeptoren. Was bedeutet, dass die Leber selbst keine Symptome zeigt, auch wenn es ihr nicht gut geht. Doch wie weiss ich jetzt, ob meine Leber eine Unterstützung nötig hat? Dafür müssen wir die Sprache der Leber kennen.

Die Wichtigkeit der Leber wird uns bewusst, wenn wir uns die Leber als einen "biologischen Filter" eines komplexen Ökosystems vorstellen. In diesem Ökosystem, vergleichbar mit einer Stadt, sind verschiedene lebende Organismen, welche einen eigenen Stoffwechsel besitzen, selbständig Energie erzeugen, Abfallstoffe ausscheiden und eigene Fähigkeiten/Funktionen besitzen, was ihnen eine bestimmte Aufgabe/Funktion zur Mitwirkung in diesem Ökosystem zuteilwird. Je besser das gesamte Klima in dieser Stadt ist, desto besser geht es allen Lebewesen darin, logisch. Denn wenn alle Lebewesen saubere Luft atmen können, genug zu essen haben und sich frei bewegen können, wirkt sich das positiv auf die Gesundheit jedes einzelnen aus.

Die Leber, wie bereits oben erwähnt, dient dabei als Bio-Filter in dieser Stadt. Sie ist dafür zuständig, dieses gesamte Klima aufrechtzuerhalten, indem sie sämtliche krankmachende Bestandteile rausfiltert, was dieses Ökosystem gefährden könnte. Zur Hilfe kommt ihr noch die Polizei (Immunsystem) und die Müllabfuhr (Lymphsystem), doch die Hauptaufgabe bleibt bei ihr alleine. Doch das ist noch nicht alles. Sie fungiert auch als Stoffwechselorgan, als Speicher für Vitalstoffe wie Vitamine, Aminosäuren, Eisen etc., als Verdauungsdrüse, als Immunaufbereitung und noch vieles mehr. Über 500 Funktionen werden heute der Leber zugeschrieben und die Wissenschaft findet immer noch weitere.

 

Was passiert also, wenn der Multifunktion-Bio-Filter am Anschlag oder gar kaputt ist? Richtig, die Lebensqualität in der Stadt nimmt drastisch ab. Die einen Teilnehmer im System trifft es schlimmer als andere, doch alle leiden unter diesem Klima. Das ist der Grund, warum die Leber entscheidend für die nachhaltige Gesundheit des ganzen Systems ist.

5 Zeichen einer angeschlagenen Leber

Um herauszufinden wie es um deine Leber steht, kannst du, nicht wie bei anderen Organen, Rückschlüsse aus lokalen Beschwerden oder Schmerzen ziehen. Anders gesagt, nur wenn du nichts von deiner Leber merkst, heisst das nicht, dass es ihr gut geht. Eine angeschlagene Leber kommuniziert über das System mit ihren Teilnehmern. Schauen wir uns fünf typische Zeichen einer angeschlagenen Leber an:


1) Müdigkeit / Erschöpfung

 

Bereits bei dieser Herleitung wird die Funktionsvielfalt der Leber sehr deutlich. Die Leber ist verantwortlich für die Entgiftung von Schadstoffen und Abfallprodukten im Körper. Wenn sie diese Funktion nicht richtig erledigen kann, können sich diese Toxine ansammeln, was zu Müdigkeit und allgemeinem Unwohlsein führen kann.

 

Als Stoffwechsel- und Speicherorgan zerlegt sie Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen zu Nährstoffen wie Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren, etc. und stellt diese dem Organismus zur Verfügung oder speichert diese für später ab. Eine beeinträchtigte Leberfunktion stört diesen Prozess, was einerseits die Energieproduktion stört und andererseits zu Mängeln bestimmter Nährstoffe führt. Wird dieser Zustand nicht unterstützt führt dies zu Müdigkeit und langfristig zur Erschöpfung.

 

Im Hormonhaushalt trägt die Leber zur Regulation und Abbau von Hormonen bei. Bei einer Leberdysfunktion wird dieses Gleichgewicht gestört, was einen Mehraufwand von Energie kostet und diese im Alltag anschliessend fehlt.

 

Langanhaltende Leberprobleme führen zu Entzündungen, was das ganze System belastet und ebenfalls den Energieverbrauch erhöht, da das Immunsystem dauernd aktiv sein muss, was schlussendlich als Energielosigkeit wahrgenommen wird.

2) Verdauungsbeschwerden

 

Die Leber produziert Galle, eine Flüssigkeit, die in der Gallenblase gespeichert wird und bei Bedarf in den Dünndarm abgegeben wird. Galle enthält Gallensäuren, die aus Cholesterin gebildet werden. Diese Gallensäuren sind entscheidend für das Emulgieren von Fetten, was bedeutet, dass sie große Fett-Tröpfchen in kleinere Tröpfchen (Fettsäuren) aufspalten. Dies erhöht die Oberfläche der Fette und erleichtert deren enzymatische Verdauung, sodass diese in den Körper aufgenommen werden können.

 

Bei der Verarbeitung von Fetten und deren Abbau können auch toxische Substanzen entstehen, die von der Leber entgiftet werden müssen. Die Leber sorgt ebenfalls dafür, dass schädliche Substanzen abgebaut und aus dem Körper entfernt werden.

 

Können diese Prozesse nicht sauber durchgeführt werden, bleiben ungewünschte Partikel im Darm, was den Verdauungsvorgang stört und zu folgenden Verdauungsbeschwerden führen kann:

  • Übelkeit / Erbrechen
  • Bauchschmerzen oder -krämpfe
  • Völlegefühl / Blähungen
  • Flatulenz
  • Durchfall oder Verstopfung
  • schleimiger Stuhlgang
  • heller Stuhlgang

Alltagstipp:

Eine vitale und funktionierende Verdauung ist weitgehend unauffällig. Sie zeichnet sich mit regelmässigen und angenehmen Stuhlgang aus und lässt sich prima am WC-Papier verbrauch bemessen. Wenig bis kein WC-Papier bedeutet gut bis sehr gut. Grosser Papierverbrauch, na ja bis dringenden Handlungsbedarf.

3) Schlafstörungen

 

Nachts um 1 bis 3 Uhr ist die Leber besonders aktiv. In diesem Zeitraum arbeitet die Leber auf Hochtouren, um Schadstoffe und die über den Tag entstandene emotionale Reize abzubauen und über andere Organsysteme (Nieren, Darm, veg. Nervensystem) abzuleiten. Ist die abzubauende Last jedoch grösser als die Leber normalerweise abbauen sollte oder die Funktion der Leber eingeschränkt, ist es möglich, dass die Leber unseren Schlaf stört und wir oft in dieser Zeitrange erwachen.

 

Wie bereits bei der Müdigkeit erwähnt, hat die Leber beim Abbau von Hormonen entscheidenden Einfluss auf das Hormonsystem. Ist diese Regulation gestört, kann es zu einer Dysbalance im Schlaf-Wach-Rhythmus kommen, was zu Unterbrechungen im Schlafzyklus bedeuten kann.

4) Gewichtszunahme / -stagnation

 

Eine weitere Aufgabe der Leber ist es, Albumin zu produzieren. Albumin ist ein wichtiges Protein, welches den osmotischen Druck im Blut aufrechterhält, was bedeutet, dass die Flüssigkeitsmenge im Blut (Kapillaren) und dem Gewebe im richtigen Mass aufrechterhalten wird. Kann die Leber bei einer Störung nicht genügend Albumin produzieren und in den Blutkreislauf abgeben, führt dies zu einem Abfall des osmotischen Drucks im Blut, wobei vermehrt Flüssigkeit aus den Gefässen in das Gewebe austritt. Dabei können folgende Symptome entstehen:

  • Gewichtszunahme durch mehr Wassereinlagerung
  • diese Flüssigkeitsansammlungen führt meistens zu Ödemen in den Extremitäten
  • bei fortgeschrittener Lebererkrankung führt dies zu einer Feuchtigkeitsansammlung in der Bauchhöhle (Aszites), was dringend ärztlich abgeklärt werden sollte

Wie bereits oben erwähnt hat die Leber mit dem Abbau von Hormonen direkten Einfluss auf den Hormonhaushalt, welcher nebst dem Nervensystem der wichtigste Regulator für den gesamten Organismus ist. Eine veränderte Hormonsituation kann ebenfalls eine vermehrte Wassereinlagerung bewirken oder den Stoffwechselzyklus stören, was eine Gewichtsabnahme stark erschwert.

5) Emotionales Ungleichgewicht

 

Emotionen (lat. ex (her)aus, movere bewegen) sind innere Empfindungen, welche über Gefühle subjektiv wahrgenommen werden und körperliche Reaktionen, wie Herzklopfen, Schwitzen, muskuläre Verspannung, Dopaminausschüttung etc. auslösen.

Kann die Leber nicht alle Giftstoffe aus dem Blut herausfiltern, gelangen diese in den Organismus, wobei sie das empfindsame Milieu stören. Beispielsweise können Toxine das Gleichgewicht von Neurotransmittern, also chemischen Botenstoffen im Gehirn und Nervensystem, wesentlich beeinflussen, was zu Stimmungsschwankungen, erhöhter Reizbarkeit oder depressiven Zuständen führen kann. Jeder kennt wahrscheinlich aus eigener Erfahrung, wie starke innere Gefühle sich auf unseren Alltag auswirken und uns selbst oder auch andere um uns herum belasten können.

 

In der traditionellen Heilkunde, wie auch in anderen komplementär Praktiken, ist das Wissen über die konsensuelle Beziehung von Organen und Emotionen allseits bekannt und in der täglichen Anwendung. Der Leber wird der Sitz der "gesunden Aggression" nachgesagt, welche für Entschlusskraft, Selbstvertrauen, Kreativität, Kühnheit und Selbstachtung steht. Also eine positive Kraft, welche uns tätig werden lassen, uns entscheidend nach vorne bringt, unsere Ziele und Wünsche umsetzt, aber auch uns schützt und NEIN! sagt.
Fehlt jedoch die natürliche Regulation der Leber, wird dieses Energiepotential destruktiv und Wut, Ärger und Frustration macht sich breit. Gepaart mit der, meist bereits bestehenden Energielosigkeit, wird der Alltag zur immer wiederkehrenden Problemzone. In diesem Zustand treffen wir den ganzen Tag nur auf "Vollidioten" und "Ignoranten", welche einem das Leben noch schwieriger machen. Der Chef hat keine Ahnung und trifft wieder die falsche Entscheidung. Zu Hause sind die Kinder laut und machen nur "sinnlose und kindische" Dinge und die Partnerin möchte auch noch über das Problem sprechen, was wir schon X-Mal angeschaut haben...

Findet dieses negative Energiepotential kein Ventil, in Form von Wutausbrüchen, verletzenden Anschuldigungen oder sich selbst schlecht zu reden, sondern wird alles heruntergeschluckt oder ein solch energieraubender Zustand zieht über längere Zeit, stellt sich irgendwann die Resignation ein, was zu immer mehr Rückzug und Isolation führen kann. Angestaute Wut und Ärger manifestieren sich wiederum in der Leber, was sie zusätzlich belastet und die Spirale weiter nach unten treibt.

 

Zur Erinnerung:

Die Leber muss ALLES entgiften! Nicht nur die stofflichen Nahrungsbestandteile und krankmachende Parasiten, sondern auch alle anfallenden Emotionen und Gefühle, wie auch Eindrücke und Reize des gesamten Tages.


Das Gute zum Schluss

Wer bis hierher gelesen hat, ist wahrscheinlich nicht mehr überrascht zu hören, dass bei einer naturheilkundlichen Behandlung die Behandlung der Leber sehr oft in einem Therapiekonzept enthalten ist. Denn die gute Nachricht ist, der ganze Mechanismus kann auch umgedreht werden. So vielzählig die Leber für krankhafte Zustände verantwortlich ist, sie kann therapiert und auf Vordermann gebracht werden. Die Leber ist sehr regenerativ und anpassungsfähig. Wichtig dabei ist, dass vorgängig eine gründliche Abklärung und Bestandsaufnahme gemacht wird, damit festgestellt werden kann, welche Organe und Organsysteme unterstützt werden müssen, mit dem Ziel, die eigenen Selbstheilungskräfte optimal ankurbeln zu können. In der TEN (Traditionelle Europäische Naturheilkunde) haben wir verschiedene Diagnosemittel, um dies festzustellen, so beispielsweise die Irisdiagnose, die Puls- und Zungendiagnose, das untersuchen der Reflexzonen und weitere. Über die Irisdiagnose und ihre Möglichkeiten habe ich bereits einen Beitrag erstellt. Schaue ihn dir gerne an.

Wenn du deiner Leber etwas Gutes tun willst oder du an oben genannten Symptomen leidest, können wir gerne einen Termin vereinbaren und deine Situation analysieren, um das für dich passende Leber-Konzept zu erstellen.

Ich wünsche dir weiterhin beste Gesundheit und schau gut auf deinen "Bio-Filter".

 

Deine Praxis Singenberger